Die Tinker, ein fragwürdiger irischer Exportschlager
Man muss sich vorsehen, wenn man ganze Bevölkerungsgruppen unter einen Generalverdacht stellt, aber es ist Vorsicht geboten, wenn die Tinker ganz unvermittelt vor der Haustür stehen und ihre Dienste offerieren. Ursprünglich waren Tinker fahrende Handwerksleute, die vor allem in Irland mit von Ponys - Tinker bezeichnet auch eine eigene Pferderasse - gezogenen Wohnwagen von Stadt zu Stadt reisten und ihre Dienste anboten. Dabei ging es zwar auch nicht immer so ganz sauber zu, aber zu einer ernsten großen finanziellen Gefahr sind die heute der Gruppe der Tinker zugeschriebenen Machenschaften erst in den letzten Jahren geworden.

Längst sind an die Stelle der Ponywagen teilweise ganze LKW-Konvois mit schweren Baumaschinen getreten, und anstelle von Kesselflicken werden Teer- und Betonarbeiten, Hausanstriche, aber auch Lohntätigkeiten auf den Feldern der Landwirte angeboten. Die in diesem Zusammenhang geplanten Straftaten sind vielfältig. Einerseits nutzen es die Täter aus, dass sie ihre Opfer vollkommen unvorbereitet überrumpeln und so ihre vermeintlich günstigen Angebote machen, ohne dass das Opfer eine Vergleichsmöglichkeit gegenüber dem lokalen Handwerk hat. Gerne wird hierzu angeführt, dass Material aus einem anderen Auftrag übrig sei und noch schnell verarbeitet werden soll, da es nicht zurück transportiert werden könne. Auch wird möglichst nicht mit Endpreisen agiert, sondern das Angebot wird immer nur auf Basis von in ihren Gesamtkosten unter dem Druck des übertölpelnden Angebots nicht nachrechenbaren Grundpreisen, also z.B. ein Quadratmeterpreis, gemacht. D.h. dem Opfer werden die zu erwartenden hohen Gesamtkosten bewusst vorenthalten, da dies sicher zu einer größeren Vorsicht bei Vertragsschluss führen würde.

Weiterhin muss damit gerechnet werden, dass die Arbeiten selbst von minderer Qualität sind, und insbesondere sämtliche vorbereitenden Tätigkeiten unterlassen werden, deren Fehlen man nicht sofort bemerken wird. Außerdem wird üblicherweise minderwertiges Material verbaut. Dies führt dazu, dass am Ende der Arbeiten zwar ein zunächst ansehnliches Bild entsteht, sich jedoch innerhalb kürzester Zeit Schäden zeigen werden. Bis dahin sind die Ausführenden dann aber natürlich längst über alle Berge und Gewährleistungsansprüche sind nicht durchzusetzen.

Ist man auf ein Tinker-Angebot eingegangen und sieht sich am Ende des Tages mit der „sauberen“ Gesamtrechnung konfrontiert, ist die Stunde der Wahrheit gekommen. Die Quadratmeter- und Zubehörpreise, etc. summieren sich zu einer in den kühnsten Träumen nicht erahnten Summe und der Traum vom ach so günstigen Angebot ist ausgeträumt. Oftmals wurden auch Arbeiten in einem erheblich größeren Umfang erbracht, als zunächst abgesprochen war. Doch jetzt die Zahlung zu verweigern ist kein guter Rat. Dies stellt man spätestens fest, wenn einige rotschöpfige Muskelpakete anbieten, Überzeugungsarbeit zu leisten.

Zur Zeit reist u.a. eine Teer-Kolonne durch Niedersachsen und hat es insbesondere auf Gewerbe- und Bauernhöfe abgesehen.  Übrigens haben die irischen Tinker auch in anderen Ländern inzwischen Nachahmer gefunden. Seien Sie also auch bei anderen wandernden Arbeitskolonnen vorsichtig. Und was die Landwirte angeht: Gerne mal verschwindet eine Kolonne auch mit der Ernte!

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